Hannah
Volks-Rock’n’Rollerin
Die zierliche Tirolerin Hannah haut auf den Tisch und setzt bei ihrer neuen CD auf Frauenpower.
Die weißblonde Haarpracht auf einer Seite bis auf kurze Stoppeln abgeschoren, unter denen auf der Kopfhaut auch noch eine Tätowierung des Tiroler Adlers prangt, dazu schwarzer Nagellack, Totenkopfring und rot-weiß kariertes Trachtenmuster soweit das Auge reicht – hätte Andreas Gabalier den Begriff "Volks-Rock’n’Roll" nicht schon erfunden, so wäre er einem spätestens beim Anblick von Hannahs neuen Pressefotos in den Sinn gekommen. Schon auf ihrem Debütalbum "Es muss aussa" (2011) hat die junge Tirolerin gezeigt, dass sie eine starke Frau ist und musikalisch ihren vollkommenen eigenen Weg beschreitet. Eine Mischung aus volkstümlicher Musik aus ihrer Tiroler Heimat und Austropop mit rockigen Anleihen. Der Vergleich mit Andreas Gabalier und Hubert von Goisern liegt irgendwie auf der Hand, würde der Sängerin allerdings nicht gerecht werden, denn schließlich will Hannah ja gerade mit ihrem neuen Album zeigen, dass Frauen auch ohne die Herren der Schöpfung können. Ein Vergleich mit männlichen Pendants wäre demnach nicht passend. Hannah ist Hannah, das war auch schon bei ihrem Debüt so.
Und diesmal packt sie den Stier bei den Hörnern. "Weiber es isch Zeit" – die Tirolerin sieht sich weder als weiblichen Andreas Hofer noch als Feministin, sondern singe laut eigenen Aussagen einfach über die Dinge, die sie in ihrem Leben geprägt hätten. "Der Vater meiner beiden Kinder Noah (8) und Salome (5) ist vor drei Jahren von heut auf morgen verschwunden. Die Karenzzeit war schwer und prägend. In diesen drei Jahren hab ich mir geschworen, dass ich auf eigenen Füßen stehen werde", erzählt Hannah. "Es ist Zeit der Männerwelt zu sagen, dass wir Weiber zwar stark sind, aber ebenso verletzlich und gefühlvoll." Und das ist ihr in Zusammenarbeit mit Produzent Willy Willmann zweifelsohne gelungen. Hannah zieht mit viel Humor über die Mannsbilder her, gibt sich selbstbewusst ("Weil i bin a Diandl") und zeigt auf Balladen wie "Barfuss" echte Emotionen. "Ich versuch alle ‚ganz normalen‘ Gefühle anzusprechen: Trauer, Glück, Liebe und Schmerz."
Foto: © Angelo Lair