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Linda Hesse

Interview: "Lieber Schlager als Prinzessin"

Hosenträger und Live-Musik, große Klappe und Riesensympathie – die gebürtige Sachsen-Anhalterin Linda Hesse zählt derzeit zum Besten was der deutsche Schlager zu bieten hat. Doch macht die 27-Jährige eigentlich Schlager, wie gefällt es ihr in Österreich und warum will sie keine Prinzessin sein? Wir haben im ÖMM-Interview nachgefragt.

ÖMM: In den letzten Wochen warst du relativ oft bei uns zu Besuch, bist unter anderem bei der "Starnacht aus der Wachau" aufgetreten. Was verbindest du mit Österreich?

Linda Hesse: Ich glaube, ich bin im Herzen Österreicherin, weil ich mich hier eigentlich in jeder Ecke total wohlfühle. Egal wo ich hinkomme, hier gibt es so ein Lebensgefühl, das ich total genieße. Ich habe das Gefühl, bei euch kann ich überall entspannen, egal wie stressig es drumherum ist. Die Wachau war so der letzte Teil von Österreich, den ich zuvor noch nicht gesehen hatte, aber auch das ist eine wunderschöne Ecke. Da bin ich sogar freiwillig früher aufgestanden (lacht), habe mich aufs Rad geschwungen und bin an der Donau entlang gefahren.

ÖMM: Du hast es innerhalb kürzester Zeit zu DER neuen Schlagerprinzessin geschafft, ein Titel mit dem du dich anfreunden kannst?

Linda Hesse: Lieber Schlager als Prinzessin. An dem Wort stört mich vielmehr das Prinzessin, denn ich wollte nie eine Prinzessin sein, sondern einfach nur Musik machen. Aber es ist zum Glück mittlerweile so, dass die Grenzen vielmehr fließend sind. Wenn die Musik gut ist, von Herzen kommt und handgemacht ist, dann ist sie unabhängig von Alter, Geschlecht und Genre.

ÖMM: Vor allem gerade in deinem Fall, da deine Musik ja eigentlich nur bedingt Schlager ist. Wärst du Österreicherin, würdest du wohl eher in die Kategorie Austropop fallen…

Linda Hesse: Ja, was macht die bloß? Da kommt die einfach her (lacht), spielt live und unplugged mit Band, singt irgendwas von DBEA mit Gitarren-Akkorden oder jetzt am zweiten Album mit dem Filmorchester Babelsberg.

ÖMM: Du sprichst es gerade an: Live-Musik. Bei dir kommt die Musik nicht vom Computer, sondern alles wird live im Studio aufgenommen. Wie wichtig ist dir das?

Linda Hesse: Ich habe als Newcomerin wirklich ein tolles Team um mich. Bei den Aufnahmen zu der Platte hatte ich Musiker im Studio, die sonst bei Mark Foster oder Jan Delay spielen und ich glaube die Mischung aus Qualität und Herz macht meine Musik aus.

ÖMM: Deine zum Teil frechen und lustigen Texte sind etwas, das in der deutschen Musik in den Neunzigern schon einmal erfolgreich war, in den letzten Jahren aber gefehlt hat. Hast du das bewusst zurückgebracht?

Linda Hesse: Du hast mich ja jetzt morgens um neun erlebt (lacht). Ich denke, wir haben zu dritt, also mein Produzent André Franke, Texter Joachim Horn und ich, einfach mich gefunden und überhaupt nicht darauf geachtet, was irgendwo vielleicht gefehlt hat. Wir haben einfach nach mir gesucht und mich gefunden. Wir haben nie gesagt: Schlager, das ist jetzt unsere Schublade. Wir haben eigentlich nur gesagt: Wir sind drei Leute aus drei Generationen und wollen etwas machen, das uns allen gut gefällt, denn wir waren uns sicher, dass es dann auch bei den Menschen draußen ankommen wird.

ÖMM: Allerdings war der Weg zu deinem heutigen Erfolg angeblich gar nicht so einfach…?

Linda Hesse: Stimmt. Unsere allererste Single mussten wir sogar noch selbst veröffentlichen. Die Plattenfirmen waren alle skeptisch, weil sie nicht wussten in welche Schublade wir gehören. Wir sind in den ersten drei Jahren überall auf taube Ohren gestoßen. Schlussendlich waren es dann die Radio-Hörerinnen und Hörer und Fans die "Ich bin ja kein Mann" zu einem Hit gemacht haben, weil sie erkannt haben, dass es einfach eine coole Nummer ist.

ÖMM: Was bei dir ebenfalls sehr schön ist, ist, dass du zwar auch sehr viel über die Liebe singst, dir das jedoch ohne Kitsch und vielmehr mit einem Augenzwinkern gelingt.

Linda Hesse: Ich glaube, das liegt daran, dass ich sehr wenig von Sonne, Mond und Sterne und von Wolke sieben singe. Das hat viel mit der Sprache und der Wortwahl zu tun und ich bin einfach ein junges Mädel, das mitten im Leben steht, recht bodenständig ist und ich will meinen Gefühlen nicht mit überschwänglichen Worten Ausdruck verleihen, sondern will ehrlich und direkt sagen was ich denke. Poetisch ist schön, pathetisch ist nicht schön (lacht).

Foto: © Electrola, Tommy S. Mardo

 

 

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