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Boris Bukowski

Der Perfektionist

Nach fast zwei Jahrzehnten hat Boris Bukowski im Oktober ein neues Album veröffentlicht. Wir haben in Graz mit ihm über die lange Pause und seinen Perfektionismus gesprochen.

ÖMM: Seit deinem letzten Studioalbum sind unglaubliche 18 (!) Jahre vergangen. Warum?

Boris Bukowski: Das ist relativ zu sehen, weil ich in der Zeit ja trotzdem zwei Alben rausgebracht habe. „Bukowski+Freunde“ mit vielen Duetten und ein paar neuen Songs und ein Livealbum, aber du hast schon Recht, es hat trotzdem lange gedauert (lacht).

ÖMM: Ohne dir jetzt etwas vorwerfen zu wollen, aber ich hätte mir gedacht, dass man als Vollblutmusiker wie du, so viele Ideen hat und fast zwanghaft neue Musik machen möchte.

Boris: So ist es auch. Ich habe und hatte in den Jahren sehr viele Ideen, aber ich habe sie nicht umgesetzt, sondern nur gesammelt. Schau, wenn man nicht im Radio gespielt wird – und das ist damals lange Zeit so gewesen – dann verliert man irgendwann die Lust. Es gab eine schreckliche Zeit in der das „Austropopper-Abwatschen“ populär war und gesagt wurde, dass die alle miteinander die größten Deppen sind. Ich bin damals in diesen Topf mit hinein geworfen und gnadenlos ignoriert worden. Sogar Qualitätsmedien sind auf diesen Zug aufgesprungen...

ÖMM: ... und deshalb hätte es dann aus deiner Sicht einfach keinen Sinn gemacht, ein neues Album zu veröffentlichen?

Boris: Genau. Ich bin auch nicht so ein Falco-Typ, hoppla, jetzt komm‘ ich. Wenn man von mir nix hören will, dann singe ich halt in der Badewanne (lacht). Zum Glück war es nicht ganz so schlimm und es gab in all den Jahren zumindest genug Nachfrage, dass ich im Duo zahlreiche Konzerte spielen konnte. Zwar nur in kleinen Kulturklubs, aber ich erzähle dann Geschichten und Anekdoten und wir spielen dazwischen ein Best-of in sehr reduzierter Form. Das kam recht gut an.

ÖMM: Und irgendwann hat dich dann doch der Ehrgeiz gepackt? Im Pressetext steht, dass du dein bestes Album deiner Meinung nach noch nicht veröffentlicht hast. War das mitunter auch die Motivation für die neue CD?

Boris: Die Aussage bedeutet für mich, dass ich das Gefühl habe, es noch besser zu können, wenn ich mich mehr bemühe...

ÖMM: ...das würde aber unter Umständen heißen, dass du dich in der Vergangenheit zu wenig bemüht hast (lacht).

Boris: Das weiß ich nicht (lacht). Schau, ich habe mir diesmal einfach sehr viel Zeit genommen. Wenn du alle zwei Jahre ein neues Album veröffentlichst, dann kommt das den Leuten zwar vielleicht normal vor oder es klingt für sie nach sehr viel Zeit, aber so ist es nicht. Wenn man den ganzen kreativen Prozess und die Aufnahmen bedenkt, wirklich alle Songs selber schreibt und beim Arrangement ein Perfektionist sein will, dann ist es fast unmöglich in zwei Jahren ein Album aufzunehmen.

ÖMM: Wie kann man sich das in etwa vorstellen?

Boris: Ich hatte beispielsweise vor Jahren die Idee, mir einen Produzenten zu suchen, der mich unterstützt. Es gibt viele Sachen, die ich vom Sound her nicht so hinbekomme wie ich sie gerne hätte. Die Sofa Surfers haben teilweise unfassbare geile Sounds und deshalb habe ich mich dann mit Wolfgang Schlögl zusammengesetzt. Die Arbeit mit ihm hat mir total imponiert, aber ich konnte mich zu wenig einbringen und hatte das Gefühl, dass er mich neu erfinden wollte. Mit ihm ist der Song „hör!“ entstanden, eine geile Nummer, aber für ein ganzes Album hätte das nicht gepasst. So ist eben viel Zeit verstrichen, in der ich viel probiert und gesucht habe. Insgesamt haben an dem Album 26 (!) unterschiedliche Musiker und Produzenten mitgewirkt.

ÖMM: Du hast nicht nur ein neues Album veröffentlicht, dein Kultsong „Kokain“ feiert heuer auch 40-jähriges Jubiläum. Was bedeutet dir das?

Boris: Das Spannende ist, dass „Kokain“ bei der Erstveröffentlichung überhaupt keine Aufmerksamkeit bekommen hat. Wir haben den Song 1977 mit Magic rausgebracht und damals wurde er von keinem einzigen Radiosender gespielt...

ÖMM: Wie ist der Song dann eigentlich zum Hit geworden?

Boris: Ich habe immer wieder mal Lieder wiederveröffentlicht, wenn ich der Meinung war, dass sie nicht die verdiente Aufmerksamkeit erhalten haben, auf der neuen Platte ist das beispielsweise „Mein Herz schlägt immer noch nach dir“, das auch schon 1993 erschienen ist. Bei „Kokain“ war es auch so. Das habe ich 1987 noch einmal veröffentlicht und dank Eberhard Forcher wurde es dann im Radio gespielt und hat sich dort entwickelt. Heute ist es eine Nummer, die bei jedem Konzertpublikum von Meran über München bis Ljubljana laut mitgesungen wird.

Foto: © Peter Korrak

 

 

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