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Nobert Schneider

Auf die Marmeladeseite

Am Cover eine Scheibe Vollkorntoast,bestrichen mit Marillen Marmelade. Brot oben. Marmelade unten. Fotografiertes Stillleben samt festgehaltener Erkenntnis, dass fallende Brote immer auf der Marmeladeseite zu liegen kommen. "So wie’s is, so is es", sagt Nobert Schneider. Ah ja. Und so ist es, sein neues Album:

"Sowie’s is"ist der Titel des Albums und es gibt keinen Song gleichen Namens darauf. Das ist gut, denn damit besteht keine Gefahr in die Titelsongfalle zu tappen. 13 neue Lieder hat Herr Schneider geschrieben, gesungen, aufgenommen und produziert. 13 neue Lieder, allesamt im Wiener Dialekt gehalten und sich die Freiheit nehmend, die Genrevielfalt zu feiern ohne dabei als undefinierbares "von-allem-a-bissl-was" daherzukommen. Es ist ein amtliches Norbert Schneider-Album und da der Mann Jahre lang in der Blues-Szene unterwegs war, aber noch länger schon sämtliche Schubladen gesprengt hat, in die er gesteckt wurde, wird er noch immer gerne dorthin verortet. Also einigen wir uns hier nun auf immer und ewig: Dort gehört Norbert Schneider nicht hin. Schubladen und er, das verträgt sich nicht.

Anfangs ist das dem Künstler das ziemlich auf die Nerven gegangen, diese "Schneider-ist-Blues-Automatik", aber heute ist ihm "die Bezeichnung meines Tuns mittlerweile vollkommen wurscht", wie Norbert sagt, und legt wie zum Beweis der gelebten musikalischen Vielfalt ein wunderbares, neues Album vor. Vom Cover bis zum Inhalt, ist es so geworden, wie er es sich vorgestellt hat. "Es ist ein Bekenntnis zur "Nicht-Perfektheit", sagt Norbert und da es das Wort "Perfektheit" ja eigentlich gar nicht gibt, hat bei der Produktion somit auch nicht der Schlendrian regiert, sondern die Intuition, die Seele, der g’schlapfte Rhythmus des Wellenganges beim Donaustrand, Ostösterreich aus dem Bauch heraus in seiner ungeschminkten Form. Der Dialekt der früheren Jahre, so wie er heute eher noch im östlichen Niederösterreich, quasi vor den Toren Wiens gesprochen wird, während er sich in der Hauptstadt rasant verändert. Norbert Schneider ist sehr wohl Perfektionist. Im Tun. Im Musizieren. Im Arrangieren.Falsche Töne gibt’s bei ihm nicht. Er lässt es aber nicht zu, dass die Perfektion die emotionalen Freiheiten glattschleift. Klänge so stehen zu lassen, Intonationen so klingen zu lassen, dass sich die ungeschminkte Lebendigkeit ungehemmt Bahn brechen kann. Das ist Norberts "Nicht-Perfektheit". Es swingt, es groovt, es kommen ebenso Folk-wie Country-Elemente vor. Der Blues kommt zu Besuch, eine messerscharfe Brass-Section tanzt mit der Seele im Gänserndorfer Motown-Mix. Es lebt –und wie!

Norbert Schneider erzählt Geschichten. Einfache Begebenheiten, besingt Haushaltsunfälle -wie die Auswirkung eines Küchenbrandes auf die Partnerschaft. Zu hören in "Schatzi bitte loss mi ned im Wohnzimmerschlofen". Er singt über "De Liebe" wie es weiland der große Qualtinger stilistisch wie musikalisch vorexerziert hat, er erzählt über das Scheitern derselben, eines gewissen Fredl, dem er den Ratschlag gibt, "sich locker zu machen" und sich die Babsi aus dem Kopf zu schlagen. "So wie’s is" ist ein sehr österreichisches Album geworden. Im Übrigen: Der Grund weshalb 99% aller Brote mit der Marmeladeseite nach unten aufschlagen, ist kein ungeklärtes Rätsel im Zusammenhang mit der Erdanziehungskraft. Es liegt lediglich daran, dass sich bei 99% aller Brote die Marmelade auf der falschen Seite findet. Frei nach Norbert Schneider: "So wie’s hoit is".

Foto: © Stefanos Notopoulos, Text: © Telemedia/Release PR

 

 

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