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Carl Peyer

Magisches Comeback mit Günter Timischl

Die Sensation ist perfekt!! Was vor 50 Jahren begann, wird 2019 fortgesetzt: 1969 gründeten Carl Peyer und Günter Timischl die Band MAGIC 69 – eine der ersten Bands, aus der sich in den 80ern die berühmte „Steirer Szene“ entwickelte. In den frühen 70ern machte sich Carl schließlich auf zu neuen musikalischen Ufern und lieferte in den darauffolgenden Jahren mit „Romeo und Julia“, „Du bist wie a Wunder“ oder „Von Amsterdam nach Athen“ immer wieder Radio- und Charthits. Günter stieß schließlich zu Schiffkowitz und Steinbäcker, woraus sich die Erfolgsformation STS entwickelte. Das 50-jährige Jubiläum feiern die beiden nun mit dem großartigen Duett „Glaub an di“. Das Video dazu kommt am 23.10. Es ist zwar alles irgendwie wie damals aber es fühlt sich ebenso verdammt gut im heute an, meinen Carl und Günter zum gemeinsamen Projekt. Beide Künstler haben den Austropop mitgeprägt und lassen diesen wieder aufblühen! Wir befinden uns im Jahre 2019 n. Chr. Die Musikcharts sind von Gangsta Rappern besetzt… Ist die Gegenwart auch die Zukunft der Charts? Nein! Ein von unbeugsamen Singer- und Songschreibern bevölkertes Eck Pannoniens hört nicht auf Widerstand zu leisten und schreibt Lieder im lokalen Zungenschlag, die weit mehr sind als ein Erinnerungsanker des sogenannten „Austropop“.

Fürstenfeld und Söchau. Nur einige Kilometer liegen zwischen den beiden oststeirischen Gemeinden. Mitte der 1960er Jahre waren es die Oststeirer, die sich, vom Rest der Republik nahezu unbeobachtet, ihr eigenes Pop- und Rockbiotop aufbauten. Man kannte sich aus der Hauptschule, dem Gymnasium, traf sich beim Schulschwänzen im Kaffeehaus, wo der Rock Ola stand, der stets die aktuellsten Singles im Repertoire hatte und fütterte die Maschine, bis die Nadel tiefe Furchen ins Vinyl grub. 1 Spiel 50 Groschen. 3 Spiele kosteten 1 Schilling. Im Rock Ola rotierten Dave Dee & Co., Equals, Hermans Hermits, aber auch Bob Dylan oder die Byrds. Carl Peyer, der damals noch Karl Peierl hieß, in Söchau aufwuchs und schon als 15jähriger für seine „Rockröhre“ in der Gegend bekannt war und Günter Timischl, der zu späterem Zeitpunkt das „T“ bei STS wurde und als Teenager selten ohne seine Gitarre anzutreffen war, diese beiden Musikfreaks waren Teil der lokalen Musikmischmaschine. Man darf sich das ungefähr so vorstellen: Pop- und Rockmusik war Lebenselixier der Jugend, die Vorbilder kamen aus England und den USA, aber selten in die Oststeiermark. Also schritt man zur Tat, weil Talent, das war zweifelsohne vorhanden und gründete Bands, die sich vermehrten, durchmischten, immer wieder neu formierten. Namen kamen und gingen. Einige blieben.
1969. Das Woodstock Jahr. Wir wissen: Give me a F… usw. Karl, eben 20 geworden, stieg bei der „Piccadilly Group“ aus, wo er die letzten Monate hinterm Mikro agierte und in der Gegend bereits die Fans in Bewegung brachte. Es gab bandintern Wickel, was in den Roaring Sixties kein seltenes Phänomen war. Aufbruchsstimmung und Bands gab es in der Region einige. Darunter auch sehr gute wie „Atlantis“, wo Günter das Ruder schwang, aber der Einberufungsbefehl zum Heer die Insel versenkte. Karl traf Günter, man kannte sich vom Hörensagen, fand zusammen und gründete mit dem Rest von „Atlantis“ die Band „Magic 69“. Spätestens hier klingelt es bei den Au-Pop-Archäologen!

„Magic 69“ war der Nukleus dessen, was später in den 80ern die „Steirische Szene“ genannt wurde, aus der eine Menge höchst erfolgreicher Bands und KünstlerInnen emporstiegen. Die Steirer waren der Gegenpol zu den Wienern. Jeweils hinter der anderen Seite des Wechsels musizierend, wiewohl zu bedenken ist, dass eine Reise nach Wien damals mit dem Auto nicht unter 5 Stunden zu biegen war und die Berührungspunkte daher marginal waren. Während im August 1969 in Bethel, New York, für drei Tage Festival-Geschichte geschrieben wurde, bereiteten sich zur selben Zeit „Magic 96“ in Söchau auf ihr Live-Debut vor. Im Saal des Hotel Maier wurde dann mit Bob Dylans „I shall be released“ als Opener – in der Version der Tremeloes – Austropop-Geschichte geschrieben. In den frühen 70ern wurde aus dem Bandnamen „Magic“ die 69 gestrichen. Karl machte sich schließlich auch auf zu neuen musikalischen Ufern und stieg bei der Funk-Rock Band „Jessica“ ein.
Getrennte Wege bedeuten nicht, dass diese nicht immer wieder auch zu Kreuzungen führen und eine dieser Kreuzungen war das Lokal „Die Gruam“. Eine Rock-Hütte. Man trifft sich dort immer wieder, verliert sich nicht aus den Augen. Bands kommen und gehen, einige bleiben, wie Opus oder Magic. Zu Schiffkowitz und Gert Steinbäcker stieß schließlich auch Günter Timischl, woraus sich STS entwickelte.

Karrieren mäandern vor sich hin und als dann die 80er anbrechen, finden sich nicht wenige Musiker aus der Region auf einmal in den Charts wieder. Aus Karl wurde Carl und auf den Plattencovers stand als Familienname Peyer. Carl Peyer – The Voice of Söchau – lieferte mit „Romeo und Julia“, „Du bist wie a Wunder“ oder „Von Amsterdam nach Athen“ immer wieder Radio- und Charthits. Günters Karriere mit STS steht sowieso auf einem einsamen Sockel. 25 Jahre nach Gründung von „Magic 96“ standen Carl und Günter wieder gemeinsam auf der Bühne. Eine einmalige Jubiläumstour. „Wir spielten 20 Konzerte und zwar nur in Orten wo wir damals, in den 60ern, auch aufgetreten sind“, erinnern sich die beiden heute, während im Hintergrund Producer Christian Zierhofer im Studio am Roughmix des Titels „Glaub an di“ arbeitete. 50 Jahre nach „Magic 69“ stehen nun Karl und Günter wieder gemeinsam hinter dem Mikro. Ein einziges Lied soll es sein. Mehr nicht. Nur kan Stress! Aus den Teenagern sind 70er geworden, die Liebe zur Musik ist nicht verebbt und es soll vor allem Spaß machen. Keine große Geschichte? Nein, keine große Geschichte. Man traf sich wieder zufällig im Cafe in Fürstenfeld, Carl hatte ein Lied in der Tasche und Günter gefiel der Song und es reizte ihn, Hand ans Werk zu legen. Das ist so, wenn man Musiker aus Leidenschaft ist. Die Trüffelnase gibt eben nie ihren Geist auf und wenn es sich dann in der Gegend herumspricht, dass Karl und Günter‚ wieder was gemeinsam machen, dann ist von „de zwa Oidspotzn“ die Rede und die, die damals, als Kinder und Teenies zu den Gigs getrampt sind, werden sich freuen und die Erinnerungen werden blühen.
Und die, die wissen wie kraftvoll und melodisch guter Austropop ist, die werden wahrlich nicht enttäuscht.

Es ist zwar alles irgendwie wie damals, aber es fühlt sich ebenso verdammt gut im heute an, wenn Carl und Günter „Wir hob im Leb´n so vü gseh´n und g´mocht und wir wissen, man lernt niemals aus. Wir schauen gern z´ruck nur vü liaba nach vorn, weil wir hams jo immer no drauf“ singen und dabei klarmachen: Es geht auch ohne Gangsta-Getue. Zumindest für uns „Oidspotzn“.

Foto + Text: © Sony Music

 

Carl Peyer

Glaub an di (Official Video) ft. Günter Timischl

 

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