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Andreas Fulterer

"Ich mache was ich will"

Der Südtiroler Schlagerstar veröffentlichte dieser Tage sein neues Album "Farbenleer". Wir haben Andreas Fulterer deshalb zum Interview getroffen und mit ihm über seine Spatzen-Vergangenheit, seine künstlerische Freiheit und vieles mehr geplaudert.

ÖMM: Andreas, du warst von 1993 bis 1998 bei den Kastelruther Spatzen. Es waren nur fünf Jahre und selbst die liegen schon fast zwei Jahrzehnte zurück, dennoch wirst du immer noch mit den Spatzen verbunden. Nervt dich das?

Andreas Fulterer: Ja das nervt, aber das muss man leider einfach so hinnehmen, wenn man einmal bei einer solch bekannten Gruppe dabei war. Man kriegt dann einfach einen Stempel und den kriegt man nur ganz schlecht wieder los. Ich muss damit leben, mittlerweile kann ich auch damit leben, aber dieses ständige erwähnen, dass ich bei den Spatzen war, nervt vor allem insofern, als es meiner heutigen Musik gar nicht gerecht wird. Ich mache ganz moderne Geschichten und keine volkstümlichen Sachen mehr, das hat mit den Spatzen also überhaupt nichts zu tun.

ÖMM: Du bist heuer 55 geworden. Runde Geburtstage laden immer dazu ein, ein Zwischenfazit zu ziehen. Bist du mit deiner bisherigen Karriere zufrieden?

Andreas Fulterer: Ich bin einer der ganz wenigen, der machen kann was er will, das ist in dieser Branche gar nicht so einfach. Also ja, ich bin zufrieden. Normalerweise muss man mit einem Label verhandeln, mit irgendwelchen Songschreibern diskutieren, aber ich kann entscheiden wie ich es spüre, muss niemanden fragen, keine Plattenfirma und auch keinen Manager, sondern ich habe ein geiles Team um mich herum und mit denen bespreche ich mich, wenn ich mir einmal wo unsicher bin. Ich kann alles selbst entscheiden, auf der Bühne und auch im Studio und das ist eine große Gnade für mich, weil das eben nicht so selbstverständlich ist.

ÖMM: Im Pressetext zu deinem neuen Album steht "nichts langweilt Andreas Fulterer mehr als Einheitsbrei". Was ist für dich musikalischer Einheitsbrei?

Andreas Fulterer: Wenn ich aktuelle CDs höre und dann sind das irgendwelche langweiligen Geschichten (lacht). Das ist dann eben Einheitsbrei. Meine Alben haben immer sehr viele verschiedene Sounds, diesmal haben sich die Musiker meiner Band auch sehr viel mit eingebracht, das Ganze ist sehr live-betont. Diesmal habe ich wirklich gesagt, überlegt euch wie wir die Lieder einspielen könnten und das ist dabei herausgekommen. Völlig schmerzfrei (lacht).

ÖMM: Du veröffentlichst selbst fast jährlich eine neue Platte. Wie verhinderst du da, dass du selbst zu Einheitsbrei wirst?

Andreas Fulterer: Das ist ganz einfach, weil ich das mache was ich will. Wenn ich eine geile Nummer kriege und empfinde, dass sie zu mir passt, dann mache ich die Nummer einfach. Ich sage da nie, das ist zu poppig oder zu rockig oder zu volkstümlich, das ist mir alles völlig egal. Ich mache das, was mir Spaß macht und von dem ich das Gefühl habe, dass ich es auf der Bühne geil rüberbringen kann. Das hört man auch auf dem neuen Album "Farbenleer". Es gibt klassischen Schlager, aber auch Reggae, Rock und sogar Country.

ÖMM: Spiegelt diese Vielseitigkeit auch deinen privaten Musikgeschmack wider?

Andreas Fulterer: Absolut! Ich lege mich da auf gar nichts fest, wenn ich irgendwo eine Nummer höre, im Radio oder bei einer Veranstaltung, und ich finde sie geil, dann besorge ich mir die und fertig. Noch besser ist es wenn ich sie vielleicht sogar selbst singen kann so wie auf diesem Album "L‘estate addosso" von Jovanotti. Der ist in Italien ein Riesenstar, in Österreich und Deutschland zwar nicht, aber der macht großartige Geschichten und legt sich auch nie auf ein Genre fest.

ÖMM: Zurück zu deinem Album, du hast diesmal wieder mehr mit Christian Zierhofer (Marc Pircher, Nockalm Quintett, Andy Borg) zusammengearbeitet...

Andreas Fulterer: Man muss wissen, den Christian kenne ich schon ewig, mit ihm habe ich 1994 meine erste Single produziert. Es war auch für ihn die erste Produktion in diese Richtung, davor hat er so etwas wie Schlager ja überhaupt nicht gemacht. "Amore felicita" und "Bella mia" entstanden ja beide mit ihm. Wir haben uns dann zwischenzeitlich mal aus den Augen verloren, aber jetzt haben wir wieder mehr miteinander zu tun und das ist gut, denn er ist einfach ein Wahnsinnstyp.

ÖMM: Du hast für das Album auch eine italienische Version von "Atemlos" aufgenommen. Wie ist es dazu gekommen?

Andreas Fulterer: Die Idee hatte ich schon vor zwei Jahren, als ich das Album "Ti amo" veröffentlicht habe, auf dem ich deutsche Hits auf Italienisch covere. Allerdings habe ich für das Lied damals nicht die Rechte bekommen. Nach einem Jahr hat man mir dann geschrieben, dass Kristina Bach es gut fände, wenn ich das machen würde, aber da war es eigentlich schon spät. Ich habe mir dann aber gedacht, wenn man mir schon die Möglichkeit gibt, dann mache ich das trotz alledem und habe die Nummer nun eben als Bonustrack auf das neue Album gegeben.

ÖMM: Letzte Frage: Da dieses Interview in der ÖMM-Sommerausgabe abgedruckt wird, würde uns abschließend noch interessieren, wie für Andreas Fulterer ein perfekter Sommer aussieht?

Andreas Fulterer: Wir Südtiroler sind ja sehr gemütlich, deshalb sieht der perfekte Sommer bei mir so aus, dass ich in meiner Leinenkluft in meiner Stammkneipe hocke, Espresso trinke, die Zeitung lese und vielleicht noch mit meinen Kumpels Karten spiele. Das ist für mich geil.

Foto: © Pressebild

 

 

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